Regelung der Dolmetschkosten im Gesundheitssektor, das Parlament riskiert die Gesundheit gehörloser Menschen!
Der Schweizerische Gehörlosenbund hat mit grossem Bedauern zur Kenntnis genommen, dass der Nationalrat am 14. März 2024, nach einer positiven Abstimmung im Ständerat im Herbst 2023, die Motion 23.3673 „Finanzierung der Kosten für das Dolmetschen im Gesundheitswesen“ mit 99 Nein zu 74 Ja (11 Enthaltungen) abgelehnt hat. Ein Votum, das deutlich zeigt, dass der Nationalrat nicht verstanden hat, welchen wesentlichen Aspekt Dolmetscherinnen und Dolmetscher für einen adäquaten Zugang zu gesundheitlichen Leistungen für gehörlose Menschen darstellen.
Ein eindeutiges Verständnis zwischen Patienten und Leistungserbringer ist eine Grundvoraussetzung für gesundheitlichen Behandlungen und Untersuchungen. Ohne dieses Verständnis können sich Gesundheitspersonal und Patienten nicht adäquat austauschen, wodurch die Qualität der Versorgung deutlich beeinträchtigt wird und der Patient unter Umständen sogar in Lebensgefahr geraten kann, z. B. aufgrund einer Fehldiagnose oder einer Über-/Untermedikation.
Im Bewusstsein, dass gewisse Bevölkerungsgruppen, darunter insbesondere gehörlose Personen, auf professionelle Dolmetscher angewiesen sind, um im Gesundheitswesen unmissverständlich kommunizieren zu können, und dass die Finanzierung dieser Leistung derzeit weder einheitlich geregelt noch gesichert ist, reichte Damian Müller (FDP) die Motion 23.3673 „Finanzierung der Kosten für das Dolmetschen im Gesundheitswesen“ ein. Die heutige Ablehnung dieser Motion durch den Nationalrat enttäuscht den Schweizerischen Gehörlosenbund, das Schweizerische Rote Kreuz, Interpret und die FMH die sich seit Jahren für einen besseren Zugang zum Gesundheitswesen für gehörlose und fremdsprachige Menschen in der Schweiz einsetzen, umso mehr, als der Ständerat am 26. September 2023 mit einer klaren Mehrheit zugestimmt hatte.
Damian Müller bedauert die Ablehnung seiner Motion: „Es ist nicht akzeptabel, dass der Bundesrat und die Tarifpartner sich wiederholt weigern, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Mit der Ablehnung der Motion hat das Parlament klar die Chance verpasst, die Finanzierung von Dolmetschern im Gesundheitswesen endlich zu regeln und zu vereinheitlichen. Ich erwarte nun vom Bundesrat und den Tarifpartnern, dass sie handeln“.
Der Schweizerische Gehörlosenbund erwartet, dass der Bundesrat und die Tarifpartner das Problem aktiv angehen und das Problem lösen. Die Gesundheit von gehörlosen Menschen darf in der Schweiz nicht mehr so leichtfertig riskiert werden.
Kontaktperson
André Marty,
Verantwortlicher Public Affairs beim Schweizerischen Gehörlosenbund
E-Mail: a.marty@sgb-fss.ch
Telefon: 079 692 73 29
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Publiziert am 14. März 2024